Rituale im Alltag mit Kindern

Wie Rituale Kraft geben und den Alltag strukturieren

Vorlesen einer Gute-Nacht-Geschichte als Ritual Rituale schaffen ein Gefühl der Geborgenheit und verbinden. Sie strukturieren den Alltag oder sind das Highlight, welches einen gewöhnlichen Tag zu etwas Besonderem macht. Nicht umsonst schauen wir ein wenig neidvoll auf die Engländer, die hingebungsvoll ihren Five O'Clock Tea zelebrieren. Und doch geraten Rituale ein wenig in Vergessenheit, was eigentlich schade ist. Vor allem in hektischen Großstädten oder im betriebsamen Arbeitsalltag geht das Gefühl für Raum und Zeit leicht verloren. Die natürlichen Rhythmen wie die beginnende Dämmerung oder der Sonnenuntergang spielen - elektrischer Beleuchtung sei Dank - keine Rolle mehr. Und bei dem überreichen Angebot von Fernsehsendern, die rund um die Uhr Unterhaltung frei Haus liefern, versammelt sich auch kaum noch eine Familie zum gemeinsamen Spielen am Wohnzimmertisch. So wird auch das abendliche Vorlesen der Gute-Nacht-Geschichte vor dem Zubettgehen zunehmend Hörbüchern oder dem Kinderkanal überlassen, obwohl Rituale für Kinder und deren Entwicklung besonders förderlich sind.

Einschlafrituale bei Kindern

Eine besondere Bedeutung haben Einschlafrituale, die vor allem den Kleinsten eine Stütze sind. Verlässlich durchgeführt schenken sie den Kindern, die noch nichts von Uhrzeiten und Terminen wissen, ein sicheres Gefühl und helfen dabei, Struktur in den Tag zu bringen. Je jünger die Kinder sind, desto behutsamer sollten die Einschlafrituale durchgeführt werden, signalisieren sie doch, dass der Tag langsam ausklingt und es Zeit zum Zubettgehen ist. Fernseher, andere elektronische Medien und auch wilde Tobereien sind ungünstig. Besser sind klassische Einschlafrituale wie das Vorlesen einer Gute-Nacht-Geschichte, ein gemeinsames Spiel oder ein Körperpflegeritual mit anschließender Kuscheleinheit.

Das Einschlafritual sollte nicht endlos erscheinen, sondern einem vorher festgelegten Zeitrahmen folgen, den man im Alltag auch einhalten kann. Einen anderthalbstündigen Vorlesemarathon wird kaum ein Kind auf Dauer durchhalten - hierbei gilt also: Weniger ist mehr. Sind die Kinder schon älter, kann auch ein abendliches Gespräch, in dem man bei einer Tasse Kakao oder Tee den Tag Revue passieren lässt, ein schönes Ritual werden.

Damit das allabendliche Zubettgehen auch wirklich zum Ritual wird, sollten sich die Kinder an feste Schlafenszeiten gewöhnen. Ausnahmen sind zwar in den Ferien oder am Wochenende erlaubt, aber unter der Woche sollte stets die gleiche Uhrzeit das Schlafengehen einläuten.

Wichtig: Streitgespräche sind tabu, denn Rituale sollten immer mit positiven und angenehmen Gefühlen verbunden sein, da genau das ihren besonderen Reiz ausmacht.

Alltägliche Rituale mit Kindern

Es ist empfehlenswert, insgesamt Ordnung in das Familienleben zu bringen. Hierzu gehört unter anderem auch das pünktliche Aufstehen, welches mit dem Gang ins Bad und dem Frühstück zum festen Ritual wird. Gewöhnen Sie Ihren Kindern feste Zeiten an und beginnen Sie den Tag genauso strukturiert, wie Sie Ihn beendet haben. Da das übliche Weckerklingeln nicht gerade angenehm ist, könnten Sie den Tag mit einem bestimmten Lied aus dem Radio oder einem liebevollen und persönlichen Weckruf beginnen. Nach dem gemeinsamen Frühstück verabschieden Sie Ihre Kinder und wünschen Ihnen viel Spaß am heutigen Tage oder Sie bringen Sie in den Kindergarten beziehungsweise die Schule. Am Abend könnten Sie dann gemeinsam mit Ihren Kindern über die Erlebnisse des Tages reden, bevor Sie als Familie das Abendbrot zubereiten und den Tag zusammen ausklingen lassen.

Wie genau Sie den Tag strukturieren, bleibt Ihnen überlassen. Wichtig ist nur, dass gerade mit Kindern eine gewisse Routine und Regelmäßigkeit im Alltag erkennbar ist. Allerdings sollten Sie darauf achten, dass sämtliche Rituale auch Spaß machen, beziehungsweise ohne Druck ausgeübt werden. Sinnvoll ist es, die Rituale als Familie gemeinsam festzulegen. Nehmen Sie die Wünsche Ihrer Kinder ernst und gehen Sie Kompromisse ein oder locken Sie mit Belohnungen und Ausnahmen am Wochenende.

Warum Rituale nicht nur für Kinder von Bedeutung sind

Rituale sind nicht nur für Kinder wichtig, auch Erwachsene können hiervon profitieren. Hirnforscher weisen darauf hin, dass Rituale dabei helfen, bewusste Auszeiten vom Alltag zu nehmen und unerlässlich sind, um der Seele eine kurze Verschnaufpause zu verschaffen. Allerdings sollte man zwischen Ritualen und Automatismen unterschieden, wobei der Grat dabei äußerst schmal sein kann. Jede sich wiederholende Handlung kann Ritualcharakter haben - es kommt hierbei allerdings auf die Art und Weise der Durchführung an. Das morgendliche Aufbrühen des Kaffees gleicht einem Ritual - wenn es bewusst und mit Freude auf die kleine Kaffeepause durchgeführt wird. Jedoch sollte man sich hinterher die Zeit nehmen, um den Kaffee auch zu genießen. Wer nebenbei im Halbschlaf auf dem Weg zur Dusche die Kaffeemaschine anwirft und dann, weil die Zeit knapp wird, den Kaffee im Stehen hinunterstürzt, ist meilenweit entfernt von einem Ritual.

Wie aufwendig müssen Rituale sein?

Rituale müssen gar nicht immer mit großem Brimborium einhergehen. Manchmal sind sie so unspektakulär, dass es einem selbst nicht auffällt. So wie der Griff zu den kuscheligen Wohlfühlsachen, kaum dass man von der Arbeit nach Hause kommt. Auch das ausgiebige Wochenendfrühstück, der Sonntagsspaziergang nebst Nachmittagskaffee oder der Krimi am Sonntagabend - all das sind ganz einfache und doch effektive Rituale, insofern sie aus freien Stücken ausgeführt werden und mit Freude angefüllt sind. Wer hingegen am Sonntagnachmittag zähneknirschend den Familienbesuch abstattet, der unaufschiebbar auf dem Programm steht, hakt lediglich ein weiteres Muss auf seiner To-do-Liste ab.

Manche Rituale führen sich auch einfach von selbst ein. Wer merkt, dass er bei einem bestimmten Lied besonders gut entspannen kann oder nach einer heißen Milch mit Honig viel leichter in Morpheus‘ Arme fällt, wird solch ein Ritual höchstwahrscheinlich öfter zelebrieren. Und sobald man das Bedürfnis verspürt, ein bisschen mehr zur Ruhe zu kommen oder dem Tag einfach ein kleines Highlight abzutrotzen, kann man es mit einem individuell stimmigen Ritual versuchen. Ein kleines Teezeremoniell, eine bewusst praktizierte Sporteinheit, ein schönes Bad oder ein Besuch im Lieblingscafé - stärkende und wohltuende Rituale sind so vielfältig wie die Menschen, die sie durchführen.

Wichtig: Ein gelungenes Ritual hinterlässt immer ein positives Gefühl oder ein inneres Lächeln. Es hilft nichts, wenn man sich zu bestimmten Ritualen zwingen muss.

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Mehr zum Thema: Kinder aus der Kategorie Menschen & Gesellschaft

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